Donnerstag, 5. Januar 2012

5 Italy. Pompeji >> Paestum

Pompeji
Ich fand eine Bleibe in einem Camping in Pompeji unweit der augegrabenen Stadt. Bis zum 07. Januar 2006 werde ich dort sein. Ich konnte täglich in der warmen Rezeption sitzen und mich mit dem Personal unterhalten. Andererseits lernte ich zwei Damen kennen, die einen Andenkenstand im Zentrum von Pompeji betrieben. Da ergab sich jeden Tag die Gelegenheit, sich mit ihnen zu unterhalten. Von nichts kommt eben nichts. 
Auf dem Gelände des Campings standen eine Reihe von Orangenbäumen, deren Früchte zu essen gestattet war. Ich schlief jede Nacht im Zelt, obwohl es ziemlich frisch während der Nacht wurde. Ab und zu kamen noch andere Leute für zwei, drei Tage mit dem Zelt.
Wenn man sowas macht, kommt keiner auf den Gedanken, dass es einem Spaß macht. Die Gesellschaft, nicht nur in Italien, reagiert reflexartig und unterstellt unbewußt, dass es sich um einen armen Menschen handeln müßte, der sich da wacker bemüht. Deshalb kam oft die Frage, wie ich denn Essen und Trinken bezahlen könne. Woher sollte ich das Geld haben ?  Für viele Süditaliener ist es ein Makel, solche Unternehmungen alleine durchzuführen.  Denn dort dreht sich alles um Frauen und Kinder.
So kam eines Tages ein Freund des Junior-Inhabers des Campings zu Besuch. Wir unterhielten uns eine Weile. Später sagte er in meinem Beisein zum Junior-Chef, dass ich doch nicht so dumm sein könne, da ich recht gut Italienisch sprechen würde. Vielleicht habe ich zuviel von den Menschen verlangt, mal einen Augenblick logisch nachzudenken.







Gerade im Süden Italiens ist der große Einfluß der Kirche zu bemerken. Die Eltern gestatten die Übernachtung eines jungen Paares in ihrem Haus erst, wenn es miteinander verheiratet ist. Das führt zur Doppelmoral. So gibt es Stundenhotels oder Bungalows in Campings, wo die Paare für zwei Stunden verweilen können. Dafür werden um die 25 € bezahlt.
Im Foto oben ist der Vesuv von der Seite Pompeji´s abgebildet. Tage später trug er für eine Weile eine Schneekappe.
An diesem Berg hatte ich eines der stärksten Erlebnisse während meiner gesamten Tour. Erst an einem Nachmittag entschloß ich mich, von Pompeji aus mit dem Rad auf den letzten Parkplatz des Vulkans, der sich in über 1.000 m Höhe befindet, auf einer Panoramastraße hinaufzufahren. Es war recht kalt. Dieser Höhenunterschied ist für einen Radfahrer eine Anstrengung. Die Fahrt geht ununterbrochen bergauf. Auf Fotos, versehen mit den Uhrzeiten, kann dieses Erlebnis vom Leser verfolgt werden.
Zunächst kommt die Insel Capri in Sicht. Dann geht es immer weiter bergauf bis zum Parkplatz.

   





Beim Hinauffahren auf den Vesuv merkte ich, dass es eigentlich zu spät war. Trotzdem wollte ich mein Ziel, den obersten Parkplatz, erreichen. Oben angekommen, war es bereits fast dunkel. Ein holländisches Paar verabschiedete sich und fuhr mit dem Auto hinunter. Nun war ich ganz allein. In absoluter Stille. Die schwarze Lava machte alles noch dunkler. Nicht weit entfernt sah ich den dunklen, erstarrten Lavastrom vom letzten Ausbruch im Jahre 1944. Irgendwie wurde mir etwas unheimlich zumute.
Plötzlich schossen  helle Nebelschwaden heran, die im Kontrast zur schwarzen Umgebung auf mich einen gespenstigen Eindruck machten. Es schien alles unwirklich zu sein. In der Ferne konnte ich die Lichter von Napoli erkennen. Vielleicht kamen noch Gedanken an die Katastrophe von Pompeji hinzu.
Zudem wurde es kälter. Ich begann zu frieren und mußte schleunigst zurück.
7 km fuhr ich die Serpentinen bergab, ohne einem Menschen oder einer Behausung zu begegnen. Meine Finger waren trotz der Handschuhe eiskalt. Stürzen durfte ich nicht. Ein Handy war nicht dabei. Die Erinnerung an dieses Erlebnis ist noch immer stark ausgeprägt.

Costa Amalfitana
Während meiner Zeit in Pompeji fuhr ich diese Küstenstraße fünf mal zu Trainingszwecken, um mich an den wunderschönen Panoramen zu erfreuen. Von Pompeji ging es zunächst nach Sorrento, dann über einen Höhenrücken auf die andere Seite der Halbinsel, wo der Ort Positano liegt. Das ist der Ausgangspunkt der Küstenstraße. Nach knapp 50 km bergauf und bergab, teilweise entlang der Steilküste, erreicht man das Ende nahe Salerno. Diese Route soll eine der schönsten Küstenstraßen der Welt sein, was ich sofort bestätigen würde.
Eines der Häuser an der Steilküste gehört dem Kapitän Schettino von der "Costa Concordia"
 





  






















Am 7. Januar fuhr ich gen Süden weiter. Jedoch nur 70 km, um nach Paestum (am Rande des Parco Nazionale del Cilento) zu gelangen. Ein kleiner Ort am Meer, wo ich mich schnell mit dem Inhaber des Campings sowie der Chefin eines kleinen Supermarkts anfreunden konnte. Mit diesen beiden Leuten und anderen hatte ich jeden Tag eine Unterhaltung und baute so mein Italienisch weiter aus. Außerdem las ich nun regelmäßig die Zeitung "La Repubblica", schrieb mir wichtige Wörter und Sätze zum Lernen heraus.
Jeden Abend kaufte ich mir im Supermarkt etwas zum Essen und unterhielt mich danach mit der Inhaberin. Sie hatte Zeit für die Konversation, da es zu dieser Jahreszeit kaum Touristen gab. Manchmal kamen auch ihr Mann und Sohn nebst Freundin hinzu. Einmal luden sie mich zum Abendessen bei sich im Haus ein. So begann meine Integration in Italien. 
In Paestum blieb ich bis zum 22. März 2006 und machte während des Winters viele Trainingstouren mit dem Rad in den Parco Nazionale del Cilento, wo die Leute in Italien am ältesten werden.
Parco Nazionale del Cilento
Bei Frühlingsbeginn 2006 und zunehmend trocknerem Wetter wagte ich die Weiterfahrt Richtung Süditalien, um mit der Fähre nach Sizilien überzusetzen. Ich hatte meinen ersten Winter im Zelt verbracht und war über mein Vorhaben begeistert. Es gab keinen Zweifel an der weiteren Durchführung.  

    







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