Nachdem ich Saarbrücken (D) verlassen hatte, befand ich mich schon nach wenigen Kilometern in Frankreich. Dieses Land und Leute kannte ich bereits gut, denn ich beherrsche die Sprache und hatte sowohl beruflich wie auch privat etliche Jahre dort zu tun.
Das Rad war ein Trekking-Rad mit Stahlrahmen und erwies sich während der Tour als sehr robust. Vier wasserdichte Radtaschen und eine für den Lenker machten keine Probleme. Das grüne Zelt light von Vaude war geräumig und sollte ungefähr 2 1/2 Jahre durchstehen. Da war es völlig ausgeblichen und stellenweise repariert, wie Fotos noch zeigen werden. Es steckte in einer schwarzen, wasserdichten Hülle. Hinzu kam eine ebenfalls wasserdichte Tasche, die u. a. meinen Schlafsack aufnahm. Alles Produkte von Ortlieb, die selbst in heftigen Unwettern, in die ich geriet, ihren Dienst zuverlässig versahen. Ein kleiner Rucksack auf dem Rücken nahm meine Goretex-Regenkleidung (Jacke, Hose, Überziehschuhe, Handschuhe) auf. Ohne diese sollte man gar nicht erst losfahren. Sie ist lebenswichtig und ermöglichte mir das Weiterfahren von 100 km am Tag und mehr bei strömendem Regen. Allerdings war nicht zu vermeiden, dass die Jacke nach einiger Zeit von innen naß wurde.
Die gesamte Tour bin ich allein gefahren und habe niemals Bus oder Bahn benutzt, alle km mit dem Rad. (Nur von Budapest nach Madrid und zu einem Zwischenaufenthalt in Messina/Sizilien nahm ich das Flugzeug) Fahren mit einem männlichen Begleiter hätte mir nichts gegeben, mit einer sportlichen Frau wenigstens eine Zeit lang während der warmen Jahreszeit dagegen eher. Aber solche Menschen sind kaum zu finden.
Am wichtigsten war die mentale Vorbereitung. Die Gedanken mußten sich absolut auf das Ziel konzentrieren. Es war notwendig, die "Normalität" zu verlassen, um neue Horizonte des Lebens entdecken zu können.
Das obere rechte Foto zeigt eine typische Situation der Tour. Es ist abends, viele Kilometer sind schon gefahren worden. Ich bin inmitten der stillen Natur und spüre ihre Nähe. Wo ich schlafen werde, weiß ich noch nicht. Nicht nervös werden, es kommt eine Gelegenheit, manchmal erst kurz vor der Dunkelheit. So lernte die Psyche mit der Zeit, dass es immer eine Lösung, einen Ausweg gibt, ein gutes Ende also.
Die Sonne ging unter. Ich mußte die Kanalseite wechseln. Eine ziemlich angerostete, kleine Fußgängerbrücke gab mir die Gelegenheit dazu. Die Taschen einzeln über die wacklige Brücke transportieren und wieder auf der anderen Seite am Rad befestigen. Nachdem das getan war, bemerkte ich, dass die Dunkelheit immer näher kam. Kein Grund zur Unruhe, denn Essen und Wasser waren genügend vorhanden. Übrigens eine wichtige Sache während der Tour. Immer einen Vorrat daran mitzuhaben. Nichts ist schlimmer, als Durst und Hunger nach 120-140 km mit einem schwer bepackten Rad nicht stillen zu können. Selbst in den einsamen Weiten Schwedens ist mir dies zum Glück nicht passiert.
Als es fast dunkel war, verließ ich den Radpfad am Kanal und kam auf eine kleine Nebenstraße, die von Wald umsäumt war, der die Umgebung finster machte. Es war so gegen 20:30 Uhr. Ich fuhr einfach in einer Richtung weiter und sah plötzlich in der Ferne zwischen Hügeln die Lichter einer kleinen Ortschaft. Im Ort angekommen, bemerkte ich einen Mann, der vor einer Bar stand. Auf meine Frage, wo man hier ein Zelt aufbauen könnte, gab er mir den Tip, eine leichte Steigung hochzufahren. Da würden zwei Bauern wohnen. Ich sollte mich jedoch an denjenigen wenden, der sein Gehöft auf der rechten Seite hätte. Der andere wäre eher ein unsympathischer Typ. Tatsächlich, beim langsamen Vorbeifahren in der Dunkelheit erregte mein beleuchtetes Rad im richtigen Haus Aufmerksamkeit. Die Bäuerin kam in den Vorgarten, ich begrüßte sie freundlich und wir kamen sogleich in´s Gespräch. Während der ganzen Tour erwiesen sich diese Augenblicke als ganz wichtig. Bei Begegnungen mit Menschen ging ich immer offen und freundlich auf sie zu, um eine Auskunft oder Hilfe zu bekommen. Ein Lächeln kann mitunter Berge versetzen, und zwar überall in Europa. Darin sind die Menschen gleich.
Der Bauer, ihr Mann, kam hinzu. Natürlich, ich konnte mein Zelt im Garten aufbauen und man lud mich sogar zum Frühstück ein. Die Bäuerin brachte mir noch warmen Pflaumenkuchen und eine große Flasche gekühlten französischen Biers, was nach der ersten Anstrengung (100 km gefahren) dem Geschmack eines feinen Champagners gleichkam.
Die erste Nacht im Zelt. Ich schlief gut auf einer 13 mm starken Iso-Matte. Und dies die nächsten vier Jahre lang (mit einigen Wochen Ausnahme). Ohne jemals eine weiche Unterlage benutzt zu haben. Dem Rücken muß es gut getan haben, denn es gab keine schmerzhaften Probleme. Als ich am anderen Morgen aufwachte, hatte ich das Gefühl, schon immer im Zelt geschlafen zu haben. Mir konnte es nicht besser gehen.
Nach dem Frühstück zeigte mir der Bauer sein Anwesen. Dieses erste Erlebnis von vielen, die noch kommen sollten, werde ich nicht vergessen. Für immer wird eine schöne Erinnerung bleiben.
Meine Hauptrichtung waren nun Epinal, das Burgund mit der Stadt Beaune und weiter nach Lyon im Tal der Rhone.
Radfahren in Frankreich macht Spaß. Erstmal verfügt dieses Land über ein engmaschiges Netz von gut ausgebauten, asphaltierten Nebenstraßen, die relativ wenig befahren sind. Sie verlaufen oft schnurgerade über die hüglige Landschaft hinweg. Hinzu kommt die angenehme Eigenschaft vieler Franzosen, dass sie etwas für das Abenteuerhafte, Individuelle übrig haben. Sie sind tolerant und verstehen, wenn man mal etwas nicht der Norm entsprechendes tut.
Frankreich ist zudem ein wundervolles Land mit vielen verschiedenen Landschaften, die das Auge erfreuen. Ich könnte in Frankreich leben, und das nicht nur wegen seiner Sprache, Kultur und Weine.
Nach wenigen Tagen kam ich an einem netten Campingplatz an, die es in Frankreich eigentlich in jeder kleinen Ortschaft zu einem günstigen Preis gibt. Obwohl vorher mehr als 6.000 km auf dem Rennrad gut trainiert, spürte ich die Anstrengungen der ersten Tage. Also machte ich hier bei schönem Wetter drei Tage Pause und kam mit den Leuten, Franzosen, in´s Gespräch. Sie luden mich mehrfach ein. Die Kommunikation ist auf solch einer Tour wichtig. Immer gab es interessante Momente, Gespräche, ein ständiges Dazulernen, ein Weiterhelfen.
Die Provence habe ich als harmonische, liebliche Landschaft etwas kennengelernt. Jeden Tag schien die warme Septembersonne. Ich mußte weiterfahren. Es ging auf Ende September zu und der Weg bis Süditalien, um zu überwintern, war noch weit. Als nächste Städte wurden Manosque, Greoux-les-Bains und ein Abstecher in eine wilde Berglandschaft nach Moustiers Ste. Marie gemacht.
Mir ging es jeden Tag gut. Nicht mal im Traum dachte ich daran, wieder umzukehren. Ein Gefühl der Freiheit, die Möglichkeit, jeden Tag neue Regionen kennenzulernen, die ich vorher nur vom Hörensagen kannte. Während dieser Zeit machte ich unterwegs oft eine Büchse auf, um mir eine Suppe auf dem Camping-Brenner heiß zu machen.
Nach Durchfahren dieser Gegend wollte ich in den nächsten Tagen das Mittelmeer bei Hyeres ereichen. Dazu ging es über Barjols und Brignoles nur südwärts. Eine Übernachtung im Camping außerhalb der Saison zu finden, war nicht schwierig. Wo sich eine Möglichkeit fand, unterhielt ich mich mit den Leuten. Also, für einen, der Sprachen mag, waren das fast paradiesische Zustände.
Der Vorteil des Radfahrers liegt darin, dass die Menschen auf einen zukommen und gleich Fragen stellen. Nur in den ganz südlichen Regionen Europas war die Mentalität etwas verschieden. Mein Eindruck bis heute ist, dass die Menschen dort eher ein Interesse an materiellen Symbolen, wie Autos, hatten. Natürlich gab es genügend Ausnahmen.
Die Sonne ging unter. Ich mußte die Kanalseite wechseln. Eine ziemlich angerostete, kleine Fußgängerbrücke gab mir die Gelegenheit dazu. Die Taschen einzeln über die wacklige Brücke transportieren und wieder auf der anderen Seite am Rad befestigen. Nachdem das getan war, bemerkte ich, dass die Dunkelheit immer näher kam. Kein Grund zur Unruhe, denn Essen und Wasser waren genügend vorhanden. Übrigens eine wichtige Sache während der Tour. Immer einen Vorrat daran mitzuhaben. Nichts ist schlimmer, als Durst und Hunger nach 120-140 km mit einem schwer bepackten Rad nicht stillen zu können. Selbst in den einsamen Weiten Schwedens ist mir dies zum Glück nicht passiert.
Als es fast dunkel war, verließ ich den Radpfad am Kanal und kam auf eine kleine Nebenstraße, die von Wald umsäumt war, der die Umgebung finster machte. Es war so gegen 20:30 Uhr. Ich fuhr einfach in einer Richtung weiter und sah plötzlich in der Ferne zwischen Hügeln die Lichter einer kleinen Ortschaft. Im Ort angekommen, bemerkte ich einen Mann, der vor einer Bar stand. Auf meine Frage, wo man hier ein Zelt aufbauen könnte, gab er mir den Tip, eine leichte Steigung hochzufahren. Da würden zwei Bauern wohnen. Ich sollte mich jedoch an denjenigen wenden, der sein Gehöft auf der rechten Seite hätte. Der andere wäre eher ein unsympathischer Typ. Tatsächlich, beim langsamen Vorbeifahren in der Dunkelheit erregte mein beleuchtetes Rad im richtigen Haus Aufmerksamkeit. Die Bäuerin kam in den Vorgarten, ich begrüßte sie freundlich und wir kamen sogleich in´s Gespräch. Während der ganzen Tour erwiesen sich diese Augenblicke als ganz wichtig. Bei Begegnungen mit Menschen ging ich immer offen und freundlich auf sie zu, um eine Auskunft oder Hilfe zu bekommen. Ein Lächeln kann mitunter Berge versetzen, und zwar überall in Europa. Darin sind die Menschen gleich.
Der Bauer, ihr Mann, kam hinzu. Natürlich, ich konnte mein Zelt im Garten aufbauen und man lud mich sogar zum Frühstück ein. Die Bäuerin brachte mir noch warmen Pflaumenkuchen und eine große Flasche gekühlten französischen Biers, was nach der ersten Anstrengung (100 km gefahren) dem Geschmack eines feinen Champagners gleichkam.
Die erste Nacht im Zelt. Ich schlief gut auf einer 13 mm starken Iso-Matte. Und dies die nächsten vier Jahre lang (mit einigen Wochen Ausnahme). Ohne jemals eine weiche Unterlage benutzt zu haben. Dem Rücken muß es gut getan haben, denn es gab keine schmerzhaften Probleme. Als ich am anderen Morgen aufwachte, hatte ich das Gefühl, schon immer im Zelt geschlafen zu haben. Mir konnte es nicht besser gehen.
Nach dem Frühstück zeigte mir der Bauer sein Anwesen. Dieses erste Erlebnis von vielen, die noch kommen sollten, werde ich nicht vergessen. Für immer wird eine schöne Erinnerung bleiben.
Meine Hauptrichtung waren nun Epinal, das Burgund mit der Stadt Beaune und weiter nach Lyon im Tal der Rhone.
Radfahren in Frankreich macht Spaß. Erstmal verfügt dieses Land über ein engmaschiges Netz von gut ausgebauten, asphaltierten Nebenstraßen, die relativ wenig befahren sind. Sie verlaufen oft schnurgerade über die hüglige Landschaft hinweg. Hinzu kommt die angenehme Eigenschaft vieler Franzosen, dass sie etwas für das Abenteuerhafte, Individuelle übrig haben. Sie sind tolerant und verstehen, wenn man mal etwas nicht der Norm entsprechendes tut.
Frankreich ist zudem ein wundervolles Land mit vielen verschiedenen Landschaften, die das Auge erfreuen. Ich könnte in Frankreich leben, und das nicht nur wegen seiner Sprache, Kultur und Weine.
Nach wenigen Tagen kam ich an einem netten Campingplatz an, die es in Frankreich eigentlich in jeder kleinen Ortschaft zu einem günstigen Preis gibt. Obwohl vorher mehr als 6.000 km auf dem Rennrad gut trainiert, spürte ich die Anstrengungen der ersten Tage. Also machte ich hier bei schönem Wetter drei Tage Pause und kam mit den Leuten, Franzosen, in´s Gespräch. Sie luden mich mehrfach ein. Die Kommunikation ist auf solch einer Tour wichtig. Immer gab es interessante Momente, Gespräche, ein ständiges Dazulernen, ein Weiterhelfen.
Typisch für diese Gegend nicht fern der Mosel ist das enge Geflecht von Wasserkanälen, die in der warmen Jahreszeit von Urlaubsbooten genutzt werden. Sie befinden sich in einer grünen Landschaft, oft umsäumt von schattigen Mischwäldern und lieblichen Dörfern.
Wenn man aufmerksam durch Frankreich, vor allem den Norden, fährt, fallen einem die Gedenksteine am Straßenrand oder in den Ortschaften auf, die an die Gefallenen der letzten beiden Weltkriege erinnern. Hier zwei Beispiele:
Trotz dieser tragischen Vergangenheit konnte ich während der vielen in Frankreich zurückgelegten Kilometer nicht ein einziges Mal eine Feindlichkeit oder direkte Abneigung mir gegenüber feststellen. Da wird gerne viel erzählt. Ganz im Gegenteil, die Franzosen begegneten mir mit Interesse und nicht selten Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft.
Ich folgte viele Kilometer der Saone südwärts. Es führen dort Pfade am Ufer entlang, die anstrengend waren, jedoch Stille und grüne Natur boten.
Unaufhaltsam näherte ich mich dem Burgund, bekannt vor allem durch seine Rot-Weine. Kleine Straßen, die durch diese Weinanbaulandschaft führen.
Einmal stand ich an einem Weinfeld, als mehrere Männer mit dem Auto ankamen. Es stellte sich heraus, dass es der Besitzer war. Ich fragte ihn, ob ich ein paar Tage an der bevorstehenden Weinlese teilnehmen könnte. Leider hatte er aber schon genügend anderen zugesagt.
Jedoch möchte ich einmal in der Champagne teilnehmen. Dort sind die Leute sehr lustig beim Weinlesen.
Im Burgund, typisch für die französischen Weinbaugebiete, gibt es unzählige Weinkeller (Cave), wo man verschiedene Geschmacksrichtungen und Qualitäten ausprobieren kann. Als Radfahrer konnte ich das nur in begrenzter Menge genießen. Aber ein interessantes, lehrreiches Gespräch mit dem Inhaber bzw. Inhaberin war immer drin. Diese Momente meiner Tour haben mir sehr gefallen. Die französische Sprache ist ja nur ein feines Mittel dafür, um die Kultur, Küche, Weine noch besser in einen Zusammenhang einreihen zu können. Ich fing erst mit 43 an, Französisch durch den Zufall zu lernen, dass ich eine Französin zur Partnerin hatte.
Die eine oder andere Steigung nehmend, näherte ich mich mit meinem beladenen Rad der Stadt Macon, die an der Saone liegt. Dabei warf ich ab und zu einen Blick auf die Burgen nahe der Straße.
Macon bildet für mich das Eingangstor zur bekannten Region Beaujolais. Endlich lag diese, ich würde sagen, weltbekannte Weinregion vor mir. Ich war gespannt, sie kennenzulernen. In dieser Gegend bot es sich an, eine kleine Pause zu machen und mit dem Rad ohne Gepäck herumzufahren.
Natürlich habe ich auch in dieser Gegend das eine oder andere Glas Wein probiert.
Weiter ging´s in Richtung Süden, entlang der Saone, um Villefranche sur Saone und Lyon zu passieren. Letztere ist eine große Stadt. Ich mußte sie von einem Ende zum anderen durchqueren. Franzosen halfen mir dabei, wieder herauszufinden. Bald war Vienne erreicht. Schließlich fand ich in Condrieu einen Campingplatz, wo ich zwei Tage blieb. Ich erholte mich ein wenig und schaute mir die Umgebung an. Mit dem Rad und ohne Gepäck.
Nun fuhr ich im Rhone-Tal weiter gen Süden. Mit Rückenwind. Dieser bläst dort meist von Nord nach Süd, so dass ich Rückenwind hatte. Deswegen fahren Radtouristen in der Regel das Rhone-Tal südwärts entlang. Nachdem ich Valence hinter mir gelassen hatte, kam ich wohlbehalten in Viviers an.
Diese kleine Stadt liegt direkt an der Rhone.
Weiter ging´s über Orange nach Chateauneuf du Pape. Kenner wissen die Rotweine aus dieser Gegend Südfrankreichs zu schätzen. Diese Weine sind schwer und haben einen Alkoholgehalt von 13% und mehr. Übrigens, in der Nähe befindet sich der Ort Tavel, der durch seine gehaltvollen Roseweine bekannt ist. Das Wetter war sonnig, so dass ich in der Ferne den Mont Ventoux (1909m), bekannt durch die Tour de France, gut erkennen konnte.
Ich radelte nun weiter durch Avignon, dem früheren Sitz des Papstes, umgeben von dicken Mauern. Eine Menge Busse am Straßenrand, viele Touristen. Nach Verlassen der Stadt nahm ich Kurs auf Cavaillon, Pertuis. Nördlich dieser Straße liegen die Montagne du Luberon Es war am späten Nachmittag und ich erinnere mich noch, dass pausenlos PKW und Lastwagen an mir vorbeifuhren.
Es wurde dunkel und ich hatte noch keinen Campingsplatz gefunden. So irrte ich im wahrsten Sinne des Wortes im Dunklen auf Nebenstraßen herum. (Zu dieser Zeit und auch in Italien verbrachte ich die Nächte auf Campingplätzen.) Plötzlich tauchten wie aus dem Nichts die Lichter eines SUV auf. Der Fahrer hielt an und es stellte sich schnell heraus, das er der Inhaber eines in der Nähe gelegenen Campings war. Ihm folgend, konnte ich wenig später müde, aber glücklich mein Zelt aufbauen.
Die Montagne du Luberon gehören zur Provence, eine der schönsten Landschaften Frankreichs. Die Franzosen empfahlen mir für das Kennenlernen der Provence eine bestimmte Route. So fuhr ich die 30 km nach Cavellon zurück, um dann in Richtung Apt, Forcualquier weiterzufahren. Bei sonnigem, noch sehr warmen Wetter ging es ständig bergauf, bergab. Aber ich wurde ständig durch das Anschauen von wundervollen Panoramen und Ortschaften entlohnt. Leider waren die Lavendelfelder, typisch für diese Region, schon verblüht.
Die Provence habe ich als harmonische, liebliche Landschaft etwas kennengelernt. Jeden Tag schien die warme Septembersonne. Ich mußte weiterfahren. Es ging auf Ende September zu und der Weg bis Süditalien, um zu überwintern, war noch weit. Als nächste Städte wurden Manosque, Greoux-les-Bains und ein Abstecher in eine wilde Berglandschaft nach Moustiers Ste. Marie gemacht.
Mir ging es jeden Tag gut. Nicht mal im Traum dachte ich daran, wieder umzukehren. Ein Gefühl der Freiheit, die Möglichkeit, jeden Tag neue Regionen kennenzulernen, die ich vorher nur vom Hörensagen kannte. Während dieser Zeit machte ich unterwegs oft eine Büchse auf, um mir eine Suppe auf dem Camping-Brenner heiß zu machen.
Nach Durchfahren dieser Gegend wollte ich in den nächsten Tagen das Mittelmeer bei Hyeres ereichen. Dazu ging es über Barjols und Brignoles nur südwärts. Eine Übernachtung im Camping außerhalb der Saison zu finden, war nicht schwierig. Wo sich eine Möglichkeit fand, unterhielt ich mich mit den Leuten. Also, für einen, der Sprachen mag, waren das fast paradiesische Zustände.
Der Vorteil des Radfahrers liegt darin, dass die Menschen auf einen zukommen und gleich Fragen stellen. Nur in den ganz südlichen Regionen Europas war die Mentalität etwas verschieden. Mein Eindruck bis heute ist, dass die Menschen dort eher ein Interesse an materiellen Symbolen, wie Autos, hatten. Natürlich gab es genügend Ausnahmen.
Beim Radfahren prägten sich auch viele Details ein, an die ich mich noch nach Jahren erinnern kann. Mir scheint, die Natur will damit die Anstrengungen belohnen. Ich empfinde das als eine Art Wellen schöner Erinnerungen.
Der erste Abschnitt ist geschafft. Mit Rad und Gepäck (35-40 kg) erreichte ich die Cote d´Azur. Ein bekannter Name für eine mir noch unbekannte Region. Es ist Anfang Oktober 2005. Gerade ein guter Monat ist seit meiner Abreise in Saarbrücken vergangen. Da weiß ich noch nicht, dass ich erst in vier Jahren die Tour beenden werde. Und ich weiß noch nicht, dass ich es in Italien und Spanien wissen will mit den Sprachen. Viel Energie und ungezählte Stunden werde ich für dieses Ziel investieren.
Diese Philosophie, gerade in der heutigen Zeit aktueller denn je, habe ich mir zu eigen gemacht, nämlich Geld und Zeit in den Kopf zu investieren. Lernen, sich schnell in einem beliebigen Land anzupassen und zu kommunizieren. Vielleicht das einzig Sichere, denn wer kennt schon die Zukunft.
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