Freitag, 20. Januar 2012

20 Spain-Finland-Hungary. Poland

Am 29.8.2008 kam ich am Nachmittag in den Masuren/Polen an. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich dieses Land besuchte. Zunächst folgte ich einer Straße, die südlich Ostpreussens nach Gołdap und Banie Mazurskie verlief.
 
Bei meiner Fahrt durch Polen fiel mir auf, dass viele Nebenstraßen Baumalleen sind. Ich empfand das als großen Reichtum. Die Polen sind ohne Zweifel ein freundliches Volk. Es gab keine Probleme. Sie gehen gerne Pilze sammeln, um sie dann am Straßenrand zum Verkauf anzubieten.
Nach der ersten Übernachtung in einem Mischwald näherte ich mich auf schmalen Straßen mit Kopfsteinpflaster Hitlers "Wolfsschanze", die sich in der Nähe von Kętrzyn (Rastenburg) befindet. Hohe Buchen verdecken fast vollständig die Sicht auf die Bunker. Erst wollte ich die Anlage nach Zahlung eines Eintritts besuchen. Da ich jedoch vom Radfahren zu sehr schwitzte und die Umgebung an diesem Tage sehr naß-kalt war, entschied ich mich, lieber weiterzufahren.
Weiter über Mragowo, Rozogi, Myszyniec, Chorzee, Przasnysz, Ciechanow, Plonsk, Wyszogrod, Sladow, Sochaczew, Lowicz, Jezow, Omaszow, Kobiele nach Süden.
Zugegeben, mit einer gewissen Beklemmung, erreichte ich Auschwitz. Hier sollte ich drei Wochen auf dem Campingplatz des Begegnungszentrums, wo ich um diese Zeit praktisch allein war, bleiben. Diese Zeit nutzte ich, um mich mit der Geschichte des KZ Ausschwitz/Birkenau intensiv zu befassen.
Zwei Begegnungen mit ehemaligen Häftlingen prägten sich mir besonders ein. Ich erinnere mich noch, wie ich kurz vor dem Ort mit dem Rad hielt und auf die nahen Bahngleise schaute mit dem Gedanken, ob dort auch mal die Transporte entlang rollten. Während der Nacht, wenn das Signal einer Lokomotive ertönte, kam mir ähnliches in den Sinn. Im Begegnungszentrum gab es eine Reihe von englischsprachigen Büchern zum Thema, die mich sehr interessierten.
Zunächst lernte ich die Lehrer zweier österreichischen Abiturklassen kennen, die mich einluden, sie mit dem Bus in das nahe Krakow zu begleiten, wo mir am 11.9.08 einige Fotos gelangen.

Krakow
Auschwitz
Ausschwitz ist eher eine kleinere Stadt, die als ganz normal mit ihren Geschäften, Restaurants oder Cafes erscheint. Am Rande des Ortes, nachdem man am Wohnhaus des ehemaligen Lagerkommandanten Rudolf Höß vorbeigefahren ist, liegt das Lager Ausschwitz I mit seiner bekannten Torinschrift "Arbeit macht frei". Um die 4 km davon entfernt befindet sich das eigentliche Massenvernichtungslager Auschwitz/Birkenau. Ein kilometerweites umzäuntes rechteckiges Areal. Dort stehen nur noch einige Baracken, aber viele Fundamente.
Ich konnte mit der österreichischen Abiturklasse an einem Vortrag über das Lager teilnehmen, wo der ehemalige Leiter des Ausschwitzmuseums, ein Pole, Jurist, knapp 90 Jahre alt, über seine Erlebnisse als Häftling in der Schreibstube von Ausschwitz I sprach. Als die Veranstaltung beendet war, durfte ich ihn die Treppen hinunter zum Taxi begleiten. Wir sprachen dabei über einige Dinge miteinander und ich hatte nur im Sinn, bloß nicht zu stolpern, so dass ihm etwas passieren könnte. Diese Momente gehören zu den bewegensten meiner ganzen Reise.
19.9.2008
Auschwitz-Birkenau
22.9.2008
In dieses Lager rollten die Bahn-Transporte von jüdischen Bürgern aus ganz Europa. Nach der Selektion auf dem Bahnsteig wurde ein großer Teil auf kürzestem Weg in die Gaskammern geführt, ohne dass die Menschen zu diesem Zeitpunkt wußten, was mit ihnen geschehen sollte. 
Ich bin diese Wege mehrfach abgeschritten und mir kam in den Sinn, dass Birkenau kein Lager war, sondern die "Fabrik des Todes", da die Anordnung der Gebäude und ihre Verbindungen untereinander an weiterer Optimierung nichts zu wünschen übrig ließen. Es mag sein, dass mich die Erfahrungen aus realisierten Logistikprojekten entsprechend beeinflußten. 

Manchmal verharrte ich minutenlang vor einem Detail, wie diesem Schienstoß. 
Eine weitere beeindruckende Begegnung hatte ich in Auschwitz mit einem ehemaligen norwegischen Häftling aus dem KZ Sachsenhausen. Er war wegen illegalen Druckens von Zeitungen inhaftiert worden und begleitete eine norwegische Schulklasse. Er zeigte mir einen seiner Originalbriefe in deutscher Sprache mit Briefkopf des KZ an seine Eltern. Ich hielt ihn in meinen Händen und konnte es nicht glauben.
Nachdenklich und viel dazugelernt, fuhr ich am 27.9.08 weiter in Richtung polnisch-slowakischer Grenze.
Die Grenze zur Slowakei ist erreicht.
Polen behalte ich als Land mit vielen schönen, grünen Alleen und freundlichen Menschen in  Erinnerung !
Tourdaten:



Datum
Tages-km
Fahrzeit h


Bemerkung
29.8.2008




abends Ankunft in Polen
30.8.
100



Schauer
31.8.
87



Schauer
1.9.2008
125



sonnig
2.9.
105



warm
3.9.
85



warm
4.9.
85



warm
5.9.
80



warm
6.9.
40



*warm
27.9
132



> Slowakei
9 Tage
D./Tag
839
93






*  Camping Auschwitz








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