Montag, 9. Januar 2012

9 France. Alps >> Cevennes >> East Spain






Nun bin ich wieder in Frankreich. Nur bergab zu fahren ist eine wirkliche Erholung nach den Anstrengungen der letzten Tage. Der Kurs ist Richtung Spanien. Der nächste, größere Ort nach dem Paß ist Barcellonette. Dort ging ich in einen Supermarkt, um mir Nachschub für die Verpflegung zu kaufen. Eine junge Verkäuferin an der Kasse fragte mich, ob ich allein unterwegs wäre. Als ich das bejahte, bekam sie fast einen Schreck. Allein sein, gar in einem fremden Land, war außerhalb ihres Vorstellungsvermögens. Sie sollte nicht die einzige bleiben, die so dachte. Ich begegnete vielen mit dieser Einstellung auf meiner Reise. Aber sind diese Menschen nicht abhängig von jemandem anderen ? 
Die erste Übernachtung in Frankreich nach längerer Zeit habe ich hinter mir. Die Taschen müssen noch eingehängt werden und es kann weitergehen. Am Abend zuvor das Zelt aufbauen, die notwendigen Dinge auspacken und im Zelt verstauen. Am anderen Morgen alles genau umgekehrt. Mit der Zeit bekommt man eine gewisse Routine darin. Wichtig ist, das Zelt trocken einpacken zu können. Im nassen Zustand wiegt es mehr und läßt sich nicht so gut am Abend neu aufstellen.
Das Zelt erfüllte für mich eine Art Schutzfunktion. Wenn es einmal stand, war alles in Ordnung. Da konnte mir nicht mehr viel passieren. Der Mensch braucht solch einen elementaren Schutz. Das muß ganz tief im Unterbewußtsein stecken. Mit der Zeit wurde das Zelt ein richtiges Zuhause. Besonders beeilte ich mich beim Aufstellen, wenn Regen oder gar ein Unwetter nahten.
 
Bereits am 7.8.06 kam ich an einem kleinen Campingplatz in der Nähe von Ganges (Cevennes) an und wollte hier den Sommer abwarten, um nicht in der Hauptsaison Spanien zu erreichen. Die Cevennes sind eine bergige, grüne Landschaft mit kleinen Orten, wo teilweise Weinbau betrieben wird. Die Gegend ist ruhig und erholsam. Mir hat es dort gefallen. Ich blieb bis zum 18. September 06 und konnte mit dem Rad viele Ausflüge in die Umgebung machen. In die Petite Camargue, Montpellier, Nimes.
Hier einige Impressionen aus den Cevennes:
 
Anfang September erlebte ich in einer Nacht auf dem kleinen Campingplatz in den Cevennes eines der schwersten Gewitter meiner Reise. Pausenlos zogen neue Fronten heran. Ich war in meinem Zelt, das keinen Blitzschutz bot.
Plötzlich, zweimal hintereinander ein gleißend hellblauer Blitzschein in meinem Zelt. Im selben Moment ein explosionsartiger Knall. Mir war, als hätte es mich einige Zentimeter von meiner Iso-Matte emporgehoben. In solchen Sekunden vergeht einem wirklich der Spaß. Das werde ich in meinem ganzen Leben nicht mehr vergessen. Am anderen Morgen wurde mir gesagt, dass der Blitz in einen 60 m entfernten Telegraphenmast eingeschlagen hätte. Ich muß sagen, dass ich während meiner Tour immer einen gehörigen Respekt vor den Naturgewalten, besonders Gewittern, gehabt habe. Kaum zu glauben, aber in Mittelschweden erlebte ich eines der heftigsten Gewitter meiner Tour, so dass ich in einem Wald Schutz suchen mußte.
Wieder mal ein Abschied. In wenigen Tagen wollte ich in Spanien sein. Gleich am 18.9. fuhr ich 177 km, 937 Hm (Höhenmeter) und war genau 10 h 10 min. unterwegs. Die Strecke führte mich über Beziers, Narbonne. Mitten in der Nacht fand ich Ruhe in Leucate Plage, unweit von Perpignan
Die Freude ist groß, denn ich bin in Spanien angekommen. Das rechte Foto oben müßte Portbou sein. Spanien war mir nahezu unbekannt. Was in Italien so gut mit der Sprache geklappt hatte, sollte nun auch in Spanien möglich sein. Ein kleines Wörter- sowie Lehrbuch hatte ich mit. Damit bereitete ich mich in Deutschland vor.
Ich erinnere mich noch gut, dass der Beginn sehr anstrengend war. Ich bilde mir noch heute ein, sogar ein paar Kilo deswegen zu Anfang abgenommen zu haben. Nach ein paar Wochen begann ich bereits, Sätze fließend zu sprechen. Ich mußte zu Beginn ständig versuchen, Gelegenheiten zu nutzen. Als nicht einfach erwies sich, die Unterhaltung in Gang zu halten, so dass die spanischen Gesprächspartner nicht anfingen, sich zu langweilen und gleich wegliefen. Wichtig dabei war, so glaube ich, meine Motivation, es zu wollen. 
"Es geht nicht" oder "Das schaffen wir nicht" werden zu schnell dahergesagt, obwohl man dazu in der Lage gewesen wäre.
Vorweg erwähnt, es klappte auch mit dem Spanisch. Mit tollen Leuten. Sie sind da. Es geht nur darum, sie zu finden. Von alleine kommen sie meistens nicht. 


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