Samstag, 8. November 2014

8 Peking. Die Pekinger Polizei

Meinen ersten Eindruck von der Pekinger Polizei, in diesem Fall von der Grenzpolizei, hatte ich kurz nach der Ankunft auf dem Flughafen an der Paßkontrolle. Wie ich schon in einem anderen Post schrieb, konnte ich den Schalter "Nur für Chinesen" benutzen. Und das in einem kommunistischen Land. Paßte nicht in mein Weltbild. Der Beamte war schnell, wie so vieles in China, korrekt und nicht unfreundlich. Dieser positive Eindruck machte mir etwas Mut für die kommende Zeit. (Bemerkung: Einige Fotos wurden mit verunreinigter Fotolinse aufgenommen)
  




Da mein Visum nur zwei Monate gültig war, mußte ich zu einer Behörde gehen, um es um einen Monat verlängern zu lassen. Sie befindet sich in einem großen Gebäude. Nach dem Hinaufsteigen einiger Treppenstufen, sah ich die Warteflächen, wo man sich setzen konnte. Am Informationsschalter gab eine Polizistin in fließendem Englisch Auskunft über die Bedingungen. Es war ein Formular auszufüllen, nebst Anlage der polizeilichen Meldebescheinigung und einem Passfoto.
Aber nun kam der wesentliche Punkt: Vorlage eines Bankzertifikats, das auf einem chinesischen Bankkonto für jeden Tag des zu verlängernden Monats mindestens 100 US$ nachzuweisen sind.  
Machte also in meinem Fall ca. 3.000 US$. (2.200 €) 
Nachweise von deutschen Banken werden wegen Betrugsmöglichkeit nicht akzeptiert. 
Der Staat China möchte nicht, dass Ausländer ohne genügende Mittel in das Land kommen, die er dann u. U. versorgen muß.
Also suchte ich mir eine chinesische Bank, die es in Fülle gibt und eröffnete am Sonntagnachmittag mein chinesisches Konto. Übrigens, die Banken sind jeden Tag geöffnet, wie auch die Supermärkte. Gleichfalls wird auf Baustellen gearbeitet. Büro-Firmen sind Sonnabend und Sonntag geschlossen.
Meine Nummer war dran und ein freundlicher, junger Bankangestellter nahm meinen Wunsch entgegegen. Der Reisepass war ihm zu zeigen, denn ohne diesen geht für einen Ausländer auf einer Bank in China gar nichts. Nach der Aufnahme der Daten sollte ich mir unverzüglich eine 6-stellige Code-Nr. für meine Bankcard ausdenken. Diese gab ich in ein kleines Terminal ein und hielt schon wenige Minuten später ganz stolz meine blaue chinesische Bank Card in den Händen. Der erste Schritt war also recht schnell getan.
Nun gab´s nur die Möglichkeit, in den folgenden Tagen das Äquivalent in Yuan von je 500.- € Cash mit der deutschen Bank Card vom Automaten zu ziehen, der die Bedienfelder auch in deutscher Sprache anzeigen kann. Danach ging´s mit dem Bündel Geldscheine sofort zur Bank für die Einzahlung. Nach ein paar Tagen war die geforderte Summe aufgefüllt und das Zertifikat in meinen Händen, der zweite Schritt für die Visumsverlängerung damit getan.
Sämtliche Bankangestellte machten einen ausgesprochen guten Eindruck auf mich. Wie besonders ausgesucht.
Zurück zur Behörde und Abgabe der Unterlagen. Die junge Beamtin, in der schicken dunkelblauen Polizeiuniform, war nicht nur angenehm anzusehen, sondern sprach wie scheinbar alle dort bestes Englisch. Nach 4 Tagen sollte alles OK. sein. So war es denn auch. Soweit ich mich erinnere, kostete die Verlängerung 17 €.
Kurz vor der Abreise ließ ich mir das Geld in bar in € wieder auszahlen und nahm es nach Deutschland mit. Inzwischen denke ich, es wäre besser gewesen, es dort auf meinem Konto zu belassen.
Als ich vom ersten Gang zur Visa-Behörde in die Wohnung zurückkam, stellte ich fest, dass irgendetwas nicht stimmte. Aber was ? Ich schaute mich um, jedoch alles in Ordnung. So dachte ich zumindest. Dann ein Blick dahin, wo immer mein neuer Fotoapparat Panasonic TZ 10 nebst dem abgeschalteten Nokia-Handy lag. Ich konnte da nichts liegen sehen. Den gewohnten Anblick gab es nicht mehr. Der Platz war leer. Ich bekam einen richtigen Schreck und lief in mein Schlafzimmer zum Kleiderschrank, wo Personalausweis, 180 € sowie um die 90 Yuan lagen. Das chinesische Geld war verschwunden, die Euros noch da ( kein gutes Zeichen für die Zukunft), ebenso mein PA. (Ein Chinese kann keine Euros auf der Bank in die heimische Währung tauschen.)
Also, ein Dieb hatte die Wohnung betreten. Nur, wie ? Doch nicht möglich. Die Tür war verschlossen. Allerdings, das Schloß nicht beim Einzug ausgewechselt worden, was sofort nachgeholt wurde.
Es gab nur noch eine Möglichkeit. Durch das offen gelassene Schiebeküchenfenster. Darunter ein weiter Lichtschacht von 25 m Tiefe (12. Etage). Schräg rüber, nur mit einem sehr großen Schritt zu erreichen, das offene Etagen-Flurfenster. Da hinüberzusteigen, diesen Gedanken verwarf ich sofort wieder. Nein, auch ein chinesischer Dieb ist nicht so lebensmüde, sagte mir mein deutsches, naives Gemüt. 
Nochmals schaute ich mir vom Flurfenster diesen "Weg" an. Nein, einfach nicht möglich.
Einen Tag später war ich mit chinesischer Begleitung auf dem nächsten Polizeirevier. Der freundliche Polizist nahm alle notwendigen Daten auf. Danach Warten auf die drei Kollegen von der Spurensicherung. Diese kamen nach einer Stunde von einem Einsatz zurück. Junge Leute in dunkelblauen, dünnen Pullovern mit der Aufschrift "Police" in kleinen Buchstaben.
Ich konnte gleich mit ihrem Auto zu meiner Wohnung mitkommen. Als wir die Wohnung betraten, fragte einer der Polizisten, ob das Küchenfenster offen gewesen wäre. "Ja", sagte ich. "Da ist er durch", war seine schnelle Antwort. Meine traurigen Augen wurden ganz groß. "Da ist er durch", hatte er gerade gesagt. Da wurde mir zum ersten Mal klar, dass ich in einer anderen Welt lebte. Nicht wegen des Diebstahls, die gibt es in Berlin auch genug, sondern dass ein Mensch solch einen Mut hatte, für ein wenig Geld sein Leben zu riskieren.
Und es ging mir nun durch den Kopf, dass es viele Bauarbeiter in Peking gibt, die in luftigen Höhen täglich ihre Arbeit tun. Als Ausländer wird man beobachtet. Ich hatte mein Lehrgeld gezahlt, dazu- gelernt. Leider blieb ein Gefühl der Unsicherheit zurück.
Tatsächlich, die Polizei stäubte die verdächtigen Stellen ein, fand die Fingerabdrücke des Diebs sowohl am Flurfenster- als auch am Küchenfensterrahmen, wo er sich festgehalten hatte - und an meinem Personalausweis. Meine Fingerabdrücke wurden zur Referenz genommen. Trotzdem, wir nahmen alles nicht ganz so tragisch, obwohl ärgerlich.
Dies war meine aufregende Begegnung mit der Pekinger Polizei, die mir gerne geholfen hätte. Ich bedankte mich für ihren Einsatz. Einer gab mir noch beim Abschied die Hand.
Meine Erfahrung immer wieder nach etlichen Jahren Aufenthalt in verschiedensten Ländern dieser Welt: Selbst freundlich und korrekt sein - und das Gegenüber ist es auch. Egal, wo man ist.
Die Polizisten sagten noch, dass mehrere Diebstähle in dem Wohnviertel passiert wären. Als sie gingen, war es schon fast Mitternacht.
     
     
    

  

Freitag, 7. November 2014

7 Peking. Besichtigung einer Satellitenstadt


Peking ist nicht hügelig, sondern dehnt sich wie auf einer Platte aus. Schaut man bei entsprechender Sicht Richtung Norden, so sind die Bergrücken gut zu erkennen, deren Ausläufer bis in die südliche Mongolei reichen. Wenn ich schon mal Peking besuchte, bestimmt nicht das letzte Mal, so war es für mich klar, auch eine benachbarte Satellitenstadt zu besichtigen, besser gesagt, zu begehen. Diese sind konzentrisch um die Hauptstadt verteilt. Die nächstgelegene liegt genau im Norden und ist mit der U 5 verbunden. Ihre Endstation heißt Tiantongyuan North. Bis dort ging ich einmal auf Umwegen zu Fuß, um mir einiges genauer anzugucken.
Noch ein letzter Blick aus dem Fenster, wo gerade eine U 5 stadtwärts fährt, den Rucksack genommen und los geht´s zu neuen Entdeckungen in einer aufregenden Welt.
Zunächst entlang der Häuserschluchten, wo das chinesische Leben pulsiert.
Die beiden Fotos oben, das ist China, Modernität (Bank) und Superlative neben einem traditionellen Fortbewegungsmittel.
Ich durchquerte einen Teil des Olympia-Parks. Im Mai, zur schönsten Frühlingszeit, ging ich gerne dorthin, um mich unter Schatten spendenden Bäumen auf eine Bank zu setzen. In der Hand ein chinesisches Lehrbuch. Auf der vorbeiführenden Straße sah ich einen LKW mit einer sehr praktischen Einrichtung langsam vorbeifahren. Sie dient der künstlichen Bewässerung der Straßenbäume. In dem Gerät befindet sich ein Rotor, der das Wasser zerstäubt und auf die Bäume lenkt, die sich bestimmt mit gutem Wachstum bedanken.
Eines Tages saß ich wieder mal auf der Bank, mein Buch aufgeschlagen. Klar, damit fällt man als Ausländer auf. Der vorbeikommende Chinese mag leicht irritiert sein bei dem Gedanken, ob der Fremde dort gerade ein chinesisches Buch liest. Also setzte sich zugleich ein etwas älterer Mann neben mich, um das Gespräch mit mir zu suchen. Jedoch, mein Chinesisch war leider erst am Anfang der Entwicklung und sein Englisch tendierte gegen Null. Es ist eben eine irrige Annahme, zu meinen, dass man mit Englisch gut durch Peking kommt. Auch junge Leute sprechen in der Regel nur bruchstückhaft diese Sprache. Die neue Generation, Kinder des Mittelstands, wird jedoch gezielt von den Eltern gefördert und in dieser Hinsicht künftig einen großen Sprung nach vorne machen. 
Einige Minuten später kam eine, ich muß sagen, hübsche, junge Chinesin vorbei, die ebenfalls auf mein Buch schaute und mit ihrem recht guten Englisch ein nettes Gespräch ermöglichte. Es stellte sich schnell heraus, dass sie gerade einen erholsamen Mittagsspaziergang im Park machte und in einer nahegelegenen Klinik als frischgebackene Ärztin arbeitete. Sieben Jahre hätte ihr Studium gedauert. In den nächsten Tagen wollte sie dann ihre erste Stelle in einer anderen Stadt beginnen. Sie half mir noch bei der richtigen Aussprache einiger chinesischen Wörter und blieb mir als hübsche und kluge Chinesin in guter Erinnerung.
Die chinesischen Krankenhäuser haben die normalen medizinischen Abteilungen, wie in Europa. Jedoch außerdem einen Bereich, der die klassischen Gebiete der chinesischen Medizin, wie Akupunktur, anbietet.









Bald kam ich an einer Baustelle vorbei. Was da gebaut wird, weiß ich nicht. Vielleicht etwas für Sportveranstaltungen oder eine Kongreßhalle. Mit dem Tele gelang mir eine Detailaufnahme. Sie zeigt Bauarbeiter, die alle einen Helm tragen und mit ziemlich neuen Sicherheitsleinen ausgerüstet sind. Dies widerspricht eigentlich den Behauptungen, die man  den Medien hinsichtlich der Arbeitsbedingungen entnimmt. Diese Bauarbeiter leben in klimatisierten Wohncontainern, wie wir sie auch auf europäischen Baustellen vorfinden.



 
Nachdem ich mir einen kleinen Teil der Satellitenstadt angesehen hatte, ging es an einem Kanal entlang zur nächsten. Es war sehr warm und das Niedrigwasser im Kanal verschmutzt. Es roch stellenweise unangenehm. Nach einer kleinen Rast erreichte ich die ersten Wohngebäude.
 
Im Foto oben sind hinter den mächtigen Hochspannungstrassen Baustellen für neue Gebäude zu sehen. Eines der gewohnten Bilder in und um Peking. Es gibt einen großen Bedarf an neuem Wohnraum. China ist ein Milliardenvolk. Auch sie haben das Recht, sich zu entwickeln, immer besser zu leben - wie wir. 
Ich bin mehrere Male in dieser Satellitenstadt gewesen und konnte keinen wesentlichen Unterschied in der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, Restaurants und anderen Geschäften im Vergleich mit Peking feststellen. Auch hier große Supermärkte mit excellenter Hygiene, wo das Einkaufen Spaß machte und die manchen Deutschen überraschen würden.
Die Menschen, die nach getaner Arbeit, meist in Peking, abends zurückkehren, wohnen im allgemeinen in Wohnungen, die mir von der Fläche größer erschienen, als die in Deutschland. Ausstattung und Möbel sind jedoch viel bescheidener. Ich hatte die Gelegenheit, mir einige Wohnungen in dieser Gegend anzuschauen. Manchmal waren die Wohnungseingänge mit soliden Stahltüren versehen. Treppenflure fand ich in einem leicht verstaubten Zustand. Die Bäder hatten keine gehobenere Ausstattung.
Aber im Vergleich zum Leben vieler noch vor wenigen Jahren auf dem Lande, ein enormer Fortschritt.