Dienstag, 4. November 2014

4 Peking. Das Zentrum

Zum Zentrum Pekings gehören vor allem der Tian´anmen Platz, größter Platz der Welt, die Verbotene Stadt, ehemalige Residenz des Kaisers, Regierungsgebäude, Museen, auch Kasernen, sowie viele moderne Gebäude. Nicht zu vergessen die schattigen Hutong-Viertel. Auf dem Foto oben ist der Eingang zur Verbotenen Stadt zu sehen. Rechts davon beginnt der breite, langgestreckte Platz. Davor ist eine Kradstaffel der Polizei zu sehen, die sich bespricht. Der Tian´anmen Platz ist ein sensibler Ort. Der Staat ist hier besonders präsent und zeigt dies durch die Anwesenheit von Polizei und Militärangehörigen. Sie demonstrieren eine hohe Organisiertheit und Disziplin in tadellosen Uniformen und wirken trotz allem nicht dominierend auf die vielen Besucher. Selbst hier begegneten mir nur wenige bis gar keine Ausländer. Auf den Fotos ist das gut zu erkennen. Um auf den Platz zu gelangen, ist eine Kontrolle zu passieren. Taschen oder Rucksäcke werden inspiziert. Obwohl meiner über der Schulter hing, wurde ich einmal gleich durchgewunken. Nun auf dem Platz, wirkt die spezielle Athmosphäre auf einen ein. Hier kann es einem Ausländer schnell passieren, dass er von der Teehausmafia angesprochen wird, die ich in einem anderen Post beschreibe.



Auf einem Foto ist eine Schulklasse, bestehend nur aus Mädchen, zu sehen. Möglicherweise von einer Privatschule. Sie haben die gleichen Kappen und Umhängetaschen. Diese Uniformiertheit ist oft anzutreffen. Bestimmt auch deshalb, um nicht als Gruppe zwischen den vielen Menschen verlorenzugehen. Bemerkenswert fand ich in Peking, dass sich die Schulklassen  diszipliniert verhielten. Ein unhöfliches Verhalten gegenüber  Erwachsenen konnte ich nicht feststellen.   
Auf dem Tian´anmen-Platz patroullieren regelmäßig Soldaten zu zweit im Gleichschritt auf und ab. Dies wirkte auf mich eher als erhöhte Sicherheit, denn als Einschränkung meiner Freiheit, weil alles mehr im Hintergrund ablief. Man sieht auf einem Foto, dass ein Soldat einem anderen zulächelt. Das sieht recht locker aus und läßt ihn sympatisch erscheinen.  
Mitten auf dem Platz sind riesige Bildschirme aufgestellt, über die farbige Clips zum Aufbau des Landes oder die Ansichten anderer chinesischer Mega-Cities zu sehen waren.

Die Qianmen St ist die südliche Verlängerung des Tian´anmen-Platzes. Sie ist eine alte Pekinger Einkaufsstraße, die völlig modernisiert wurde. In früheren Zeiten ist der Kaiser mit seinem Gefolge aus der Verbotenen Stadt  hier entlanggekommen, um den Himmels-Tempel weiter südlich zu erreichen, wo er regelmäßig für Regen betete.
Da ich oft zu Fuß in der Stadt unterwegs war, entdeckte ich diese elende Behausung. Als ich gerade vorbeiging, schaute eine alte Frau zur Tür hinaus. Diesen wohnlichen Zustand habe ich sonst nicht wieder in Peking angetroffen. Mir wurde gesagt, dass die Frau in ihrem Haus sterben möchte und deshalb nicht mehr umziehen will. Das Foto zeigt aber auch, mit welcher Geschwindigkeit sich dieses Land modernisiert hat, da ich annehme, dass große Flächen Pekings früher so ähnlich ausgesehen haben.
An vielen Geschäften und kleinen Restaurants dieser zentralen Einkaufsstraße sind Tafeln angebracht, die über die Geschichte bzw. Tradition des Hauses berichten. Eine ist mir in Erinnerung geblieben:
Eines Abends erreichten zwei Männer in der Qianmen St ein kleines Restaurant und waren froh, dass sie mit einer warmen Suppe ihren Hunger stillen konnten. Als es an´s Bezahlen ging, war es ihnen sehr peinlich, dass sie ihre Geldbörsen nicht dabei hatten. Jedoch, der Wirt nahm es nicht so tragisch und vertraute darauf, dass sie ihm das Geld am nächsten Tag bringen würden.
Der eine der beiden Männer erschien tags darauf, um ihm das Geld zu übergeben. Der Wirt fragte den Mann, wer denn sein Begleiter gewesen sei. Der Mann blickte ihn ruhig an und sagte: "Es war der Kaiser". So kam der Kaiser noch so manches Mal für eine warme Suppe in dem kleinen Restaurant vorbei.
Jeder wird beim Betrachten der Fotos schnell erraten, dass die Lieblingsfarbe der Chinesen rot ist. Rote Lampions zeigen schon von weitem an, wo ein Restaurant zu finden ist.



Peking hat mehrere große Bahnhöfe, einen auch für die schnellen Züge nach Shanghai (Stadt über dem Meer) in 1300 km Entfernung. Diese Strecke wurde im Sommer 2011 eröffnet. Der Zug ist in der Lage, eine Geschwindigkeit von 420 km/h zu erreichen und damit der schnellste Passagierzug der Welt. Die Lokomotive ist eine chinesische Eigenentwicklung. Allerdings wird der Zug aus wirtschaftlichen Gründen "nur" mit 350 km/h betrieben. Eine Fahrt kostet um die 45-65 €, je nach Klasse. Kürzlich wurde bekannt, dass China einen Zug entwickelt und getestet hat, der sogar 500 km/h erreichte. 
Vor dem Bahnhofsgebäude herrschte reges Treiben. Leider konnte ich den Bahnhof nicht von innen sehen. Sicherheit wird bei solch einer Dichte von Menschen groß geschrieben. Vor dem Eingang stand eine hübsche Polizistin. Ohne sich zu rühren, in einer dunkelblauen Kombi. Auf dem Kopf eine Art Baseball-Mütze.
Und in den Händen vor der Brust - eine Maschinenpistole. Keine Kalaschnikow. 
Solche Polizisten sah ich ab und zu an großen Plätzen, ebenfalls mit MPi ausgestattet. Aber sie blieben im Hintergrund. Ich fühlte mich eher sicher zwischen solcher Menschenmasse, die wir als Europäer einfach nicht gewöhnt sind.
Die Passagiere müssen ihr Gepäck beim Eintreten in den Bahnhof, wie im Flughafen, checken lassen.   
Ich denke, Peking ist eine sehr sichere Stadt. Ich lief abends allein im Dunklen durch die Straßen. Kein Problem. Dies würde ich keinem im italienischen Napoli oder seinen Vororten anraten zu tun, was ich mal machte. Daraufhin schimpften die guten Italiener sehr mit mir ob meines Leichtsinns.

Das rechte Foto ist in der Nähe des Bahnhofs aufgenommen worden. Als ich die Treppe der Fußgängerbrücke herunterkam, sah ich rechts unten die ersten Bettler in Peking. Sie saßen oder lagen dort im Schatten des Gebäudes. Es gibt Bettler in Peking, aber wirklich nur selten. Meist befinden sie sich an Punkten, wo viele Menschen vorbeilaufen, wie Fußgängerunterführungen oder in der Nähe der "Verbotenen Stadt". Das kann auch in der U-Bahn, aber ebenfalls selten, vorkommen. Einmal führte ein älterer Mann einen jüngeren, scheinbar geistig Behinderten durch den Zug. Leider mußte ich auch extreme, möglicherweise organisierte Fälle sehen, wo die Bettelnden schwere Verbrennungen bei Verlust von Gliedmaßen vorzeigten.
Jedoch ist das Betteln in Peking nicht als Problem anzusehen, ganz im Gegensatz zu Berlin, wo es jedes Jahr immer mehr zunimmt, vor allem im Nahverkehr der S-und U-Bahn. Niemals habe ich einen sichtlich Hungernden oder "Verlassenen" im Pekinger Straßenbild gesehen.


Bevor ich nach Peking kam, hatte ich die Vorstellung von gewaltigen Staus, hoch verschmutzter Luft, die ungezählte Menschen Mundschutz tragen läßt. Bilder und Informationen aus unserer deutschen Presse oder von Leuten, die es genau wußten und wissen,  obwohl sie noch nie in dieser Mega-City waren. Es gibt Staus in der Innenstadt, vor allem am frühen Morgen oder späten Nachmittag bzw. nach Unwettern zur Rush-hour, was ich einmal erlebte. Eben, wie in jeder anderen großen Stadt.
Der Verkehr fließt normalerweise in Peking, was viele meiner Fotos eindeutig belegen.
Graffiti gibt es nicht. Weggeworfene Kaugummis oder Zigarettenstummel sind mir nicht aufgefallen.
In meiner Wohnung konnte man das Wasser aus dem Wasserhahn problemlos trinken. Es war geschmacksneutral. Dies soll vor der Olympiade 2008 noch anders gewesen sein.
Ich bin abends trotz der Hitze regelmäßig 10 km gejoggt, ohne ein Kratzen im Hals zu verspüren oder einen Hustenreiz bekommen zu haben. Das war meine subjektive Erfahrung.
In weiteren Posts werde ich Peking im Dunst zeigen. Bestimmt eine Mischung aus feuchter, warmer Luft und Kohlepartikelchen der Kraftwerke, ist meine Vermutung, die ich nicht belegen kann. Nach Regenfällen war die Luft glasklar.
Einmal hatte ich doch Glück und konnte eine junge Frau mit Mundschutz fotografieren. Mir begegneten auch ab und an Frauen, die ihr Gesicht regelrecht verhüllt hatten. Es kann sein, dass sie sich wegen der hohen Menschendichte vor übertragbaren Infektionen schützen wollten.


Links, mitten im Zentrum, erscheint ein kleiner Sportplatz, auf dem sich Jugendliche vergnügen. Rechts ist eine der typischen Ring-Schnellstraßen zu sehen.
Läuft man in Richtung Zentrum, wird irgendwann der innerste, also erste Schnellstraßen-Ring unterquert. Ab dort beginnt das eigentliche alte Peking mit seinen schönen, schattigen Baumalleen.
Viele kleine Geschäfte, Händler und Restaurants säumen die Straßen und laden zum Besuch ein. Es geht ruhiger, ja, gemütlicher zu. Große und kleine Parks unterbrechen das ganze. Noch  enger werden die Seitenstraßen mit ihren niedrigen Wohnhäusern. Die elektrischen Leitungen hängen als Gewirr an den Masten, so ähnlich wie in den USA. 

In Peking gibt es sehr viele öffentliche Toiletten. Sie sind in gutem Zustand, werden von einer Aufsicht ständig gereinigt und sind durchweg kostenlos. Trinkgeld ist nicht geläufig, genauso  wie in Restaurants oder beim Friseur in meinem Stadtviertel, dem ich trotzdem statt 1,50 €   2 € für seine gute Arbeit gab. Ich hoffe, er hatte es nicht mißverstanden.

    

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