Mehr als sieben Jahre sind seit meinem Aufbruch in Saarbrücken vergangen. Vier Jahre war ich in 19 Ländern Europas unterwegs, hatte dabei 53.700 km mit dem Trekking-Rad zurückgelegt. Eine ganz freiwillige Entscheidung, ein für mich großes Abenteuer.
Ich war ganz nahe an der Natur und habe manchmal noch das Rauschen der Bäume oder der Meere im Ohr, das mich viele tausende Kilometer begleitete.
Ich war ein glücklicher Mensch während dieser Zeit und brauchte fast nichts. Eine interessante Erfahrung.
Ich kann mir heute nicht mehr richtig vorstellen, das in den Posts Beschriebene wirklich erlebt zu haben. Diese spartanisch, intensive Zeit mit ständigen Anpassungen an neue Situationen sowie unterschiedliche Mentalitäten und Sprachen.
Ich habe dieses Projekt nicht nur geträumt, sondern auch realisiert. In den Posts habe ich versucht, zu vermitteln, dass Wohlbefinden, psychische Belastbarkeit und Glücklichsein nach meinen Erfahrungen nicht von materiellen Besitztümern abhängen, eher von der Möglichkeit, Routinen durch eigene Entscheidungen zu durchbrechen, sich einen großen Traum zu erfüllen, Wagnisse dafür einzugehen.
So kommen neue Ideen, Frische und Energien in das Leben, bereit zur Nutzung für die Erreichung der nächsten Ziele.
Während der Trekkingrad-Tour erlebte ich drei Phänomene:
1. Verlust der Realität, meine Dauer-Belastbarkeit betreffend. Nicht nach Wochen oder Monaten stellte sich dieser Zustand ein, sondern nach Jahren. Der Körper, der Wille, die psychische Kraft funktionierten täglich wie eine Maschine. Diese Erfahrung ging in´s Unbewußte über. Ich dachte, es gäbe keine Grenzen mehr hinsichtlich meiner Leistungsfähigkeit, es würde bis in die Ewigkeit so weitergehen. Genau dies kann gesundheitlich gefährlich werden, weil Warnzeichen nicht mehr registriert werden.
2. Verlust des Gefühls der Angst. Jahrelang war ich auf den Straßen unterwegs, verließ mich in jeder Situation auf meine Fähigkeiten, mein Glück und es passierte lange Zeit nichts.
Ängste scheinen eine große Rolle in der Gesellschaft zu spielen, denn ich wurde quer durch Europa oft danach gefragt. Ich schätze, mich mit mehr als 1.000 Menschen quer durch Europa unterhalten zu haben.
3. Optimismus. Ich kam während der Tour in unzählige belastende Situationen, die kein Ende nehmen wollten. Unwetter, Kälte, Dauerregen, öde, einsame Landstriche bis zum Horizont, ohne eine Menschenseele. Oft ganz plötzlich, von einer Sekunde zur anderen, erschien wie aus dem Nichts ein "Licht", das mir den Weg zu einer schützenden Stelle wies. Ein psychisches Training, nämlich zu lernen, dass es immer einen Ausweg gibt, auch wenn es im Augenblick unmöglich scheint.
Man sollte immer ein Ziel haben, das gleichzeitig ein starkes Lebens-Stimulanz darstellt. Der Blick zurück auf das Erreichte ist nicht so wichtig, sondern eher auf das, was wir noch in der Zukunft aus unserem Potential machen könnten. Sich dafür einsetzen und nicht aufgeben. Das ist für mich das Leben.
Ich wünsche allen, die interessiert sind, viel Freude und Inspiration beim Lesen und Betrachten der Fotos meines Blogs über Europa und Peking/China.